Umfrage zum Thema Sucht

80% nehmen Auswirkungen der Coronapandemie wahr, aber nur 20% Präventionsmassnahmen der Arbeitgeber.

Smartphone, Online-Shopping, soziale Medien, Alkohol – die Suchtproblematik hat sich durch die Covid-19-Krise verschärft, gerade auch am Arbeitsplatz. Aber nur jeder fünfte Arbeitgeber unternimmt etwas dagegen. Die persönliche Betroffenheit ist weniger ausgeprägt als zu befürchten war. Dies zeigt eine DemoSCOPE-Umfrage im Auftrag von Angestellte Schweiz.

Die zu Beginn des Jahres 2020 aufgetretene Coronapandemie veränderte auf einen Schlag die Lebensgewohnheiten der gesamten Bevölkerung. Wie schlägt sich die lange dauernde Pandemie im Suchtverhalten der Menschen nieder? Eine repräsentative Umfrage von DemoSCOPE im Auftrag von Angestellte Schweiz bringt Klarheit.

Klare Auswirkungen der Pandemie

In der Beratung der Mitglieder spürt Angestellte Schweiz die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Suchtproblematik. Die DemoSCOPE-Umfrage bestätigt diesen Trend. Auch die Befragten nehmen die Auswirkungen am Arbeitsplatz und im Privatleben wahr. So sind fast vier Fünftel (79%) der Meinung, dass dies generell zu einer verstärkten Nutzung von sozialen Medien und/oder des Internets mit Suchtpotenzial führt.

Fast drei Viertel (72%) sind der Meinung, dass die Gesellschaft aufgrund der Pandemie unter Druck steht. Klare Mehrheiten stimmen auch eher oder voll und ganz den Aussagen zu, dass neue Risikogruppen entstanden sind (67%), dass die Suchtproblematik in der Gesellschaft dadurch verschärft wird (60%) und dass generell ein erhöhter Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten zu verzeichnen ist (59%).

Die eigene Situation wird deutlich positiver eingeschätzt als die allgemeine

Interessant ist, dass die Befragten die allgemeine Situation recht deutlich anders einschätzen als ihre persönliche. Ein problematischeres Suchtverhalten aufgrund von Corona stellt man eher bei den anderen als bei sich selbst fest. Für gut zwei Drittel der Zielpersonen hat die Coronavirus-Pandemie keine negativen Auswirkungen auf ihren persönlichen (68%) oder beruflichen (69%, nur Erwerbstätige) Alltag. So sind drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass die Bewältigung der Folgen und Massnahmen im Zusammenhang mit COVID-19 ihr Privatleben (76%) oder ihr Berufsleben (76% der Berufstätigen) nicht mehr oder weniger belastet als zuvor.

Konsumverhalten am Arbeitsplatz und zuhause

Mehr Internet und Alkohol zuhause

Ein grosser Prozentsatz der Befragten stellt seit Beginn der Coronavirus-Pandemie im privaten Umfeld einen erhöhten Konsum in diversen Bereichen fest. Dies betrifft vor allem das Online-Shopping (39% eher zugenommen, 20% klar zugenommen), das Smartphone (43%/12%), die sozialen Medien (39%/11%) und das Gaming (24%/7%). Bei den Substanzen hat der Konsum von Alkohol am deutlichsten zugenommen (20%/4%). Nur wenige Befragte sind jeweils der Meinung, dass der Konsum in diesen Bereichen (eher) abgenommen hat.

Die anderen abgefragten Themen und Bereiche (Medikamente/Tabletten, Pornografie, Tabak/E-Zigaretten, Internet-Gewinnspiele oder illegale Drogen) werden nach Einschätzung der Befragten im Durchschnitt nicht stark verändert konsumiert.

Mehr Internet, Alkohol und Qualmen am Arbeitsplatz

Im Arbeitsumfeld ist es ebenfalls der Konsum von Internetinhalten, der deutlich zugenommen hat: Smartphone (33% eher zugenommen, 9% klar zugenommen), Online-Shopping (26%/9%), Soziale Medien (31%/7%), Gaming (12%, 3%). Eine nahezu gleiche Zunahme wie beim Gaming ist beim Alkohol festzustellen: 12%/2%. Ähnlich sieht es beim Tabak mit 11% respektive 3% aus.

Auch hier sind wenige Befragte der Meinung, dass der Konsum in diesen Bereichen abgenommen hat.

Über heikle Themen wird nicht geredet

Jeweils rund die Hälfte der Auskunftspersonen machte keine Angaben zu einer möglichen Veränderung des Konsums illegaler Drogen oder von Pornografie im Arbeitsumfeld. Offensichtlich sind diese Themen im Arbeitsumfeld und selbst für eine anonyme Umfrage zu heikel – die Menschen trauen sich nicht, Auskunft zu geben oder können es nicht.

Suchtprävention: Viele finden sie wichtig, wenige setzen sie um

Knapp 70% der Befragten halten die Suchtprävention am Arbeitsplatz für wichtig bis sehr wichtig. Nur 25% erachten sie als unwichtig.

Obwohl die meisten eine Suchtprävention als wichtig erachten, melden nur 22% der befragten Erwerbstätigen, dass ihr Arbeitgeber eine solche umsetzt (siehe Grafik 2). «Das ist ein erschreckend niedriger Wert! Bei der Suchtprävention am Arbeitsplatz sind die Arbeitgeber klar gefordert», sagt Alexander Bélaz. «Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Suchtproblematik werden in vielen Unternehmen verstärkt zu Tage treten.»

Umsetzung von Suchtprävention am Arbeitsplatz

Wenn die Arbeitgeber Suchtprävention betreiben, dann machen sie es gut. Eine deutliche Mehrheit von 86% findet die Massnahmen eher oder absolut ausreichend.

Machen Arbeitgeber Suchtprävention, dann finden die meisten Befragten das Angebot ausreichend

Repräsentative Umfrage

Die von DemoSCOPE im Auftrag der Angestellten Schweiz durchgeführte Studie fand vom 12. bis 19. Dezember 2022 statt. Es wurde eine Stichprobe von 1047 Personen innerhalb der Grundgesamtheit der sprachassimilierten, internetnutzenden Wohnbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz im Alter von 15 bis 74 Jahren befragt. Mit vorgegebenen Quoten entlang der Dimensionen Sprachregion, Geschlecht und Alter sowie einer moderaten Gewichtung entlang aktueller Bevölkerungsdaten des Bundesamts für Statistik BFS ist die Stichprobe repräsentativ für die Grundgesamtheit.

 

Ansprechpartner für Medienschaffende

Hansjörg Schmid, Kommunikation Angestellte Schweiz, 044 360 11 21, hansjoerg.schmid@angestellte.ch

Anne-Valérie Geinoz, Kommunikation Angestellte Schweiz, 044 360 11 23, anne-valerie.geinoz@angestellte.ch

Alexander Bélaz, Präsident Angestellte Schweiz, 079 597 73 53, alexander.belaz@angestellte.ch  (für Auskünfte zum betrieblichen Umfeld)

Stefan Studer, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, 044 360 11 41, stefan.studer@angestellte.ch

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